Best of… Januar 2007


Eigentlich ist diese Einteilung unserer Lebenszeit in Jahre ein rein astrologischer Vorgang, der bis auf die wiederkehrende Reihenfolge von Wetterabfolgen nicht viel mit dem gemein hat, was wir tatsächlich tun. Na klar, wir haben uns viele schöne Termine gesetzt, die wir in diesen Jahresabschnitten regelmäßig wiederholen - und auch ich bin großer Fan dieser Weihnachts-, Geburtstags- und Vatertagsgeschichten, aber wirklich große Auswirkungen - bis auf die selbst erfundenen - auf unser Leben hat diese astrologische Aufteilung eigentlich nicht. Wie komme ich an dieser Stelle jetzt da drauf? Hab ich aus Versehen das Best-of-Dokument geöffnet, als ich gerade einen dieser arrogant philosophischen Tagebucheinträge machen wollte? Nein, natürlich nicht. Nur Mädchen führen Tagebuch. Ich komme darauf, weil ich mein diesmonatiges "Best of" ursprünglich mit den Worten "Der Januar ist stets einer der wichtigsten Monate des Wrestlingjahres, weil er die Richtung für die folgenden 12 Monate angibt." einleiten. Beim Schreiben dieser Worte fiel mir aber auf, dass das Blödsinn ist. Diesen Cut am Ende eines Jahres gibt es doch eigentlich gar nicht, sowas wie einen "Reset"-Knopf, den Vince McMahon im 365-Tage-Rhythmus drückt, um vergessene Sünden erlöschen zu lassen. Einen Knopf mit dem er den müden enttäuschten Fan wieder zum enthusiastischen Mark macht, dem er mit aller Kraft innerhalb eines Jahres erneut seine Leidenschaft zerstören kann. Wie gesagt - so einen Knopf gibt es nicht. Was es in diesem Januar aber gab, waren Shows von RAW, von Smackdown und der ECW. Außerdem einen RAW-PPV zu Beginn des Monats und einen Big-PPV aller Brands zum Ende des Monats. Ob Vince es geschafft hat, diese ganzen Möglichkeiten zu seinem "Knopf" zu machen - und wenn ja, wie sehr der Mechanismus hinter seinem Knopf funktioniert hat, das lest ihr im ersten "Best-Of" des vierten Jahrgangs dieser Reihe:


Beste Storylines und Fehden
1. MNM v. Hardyz
2. Batista v. Kennedy v. Undertaker
3. Cena v. Umaga

Zunächst war es nur ein Match. Ein Match, das spektakulär klang und anscheinend nur dafür gedacht war, einen grauenvollen Pay-Per-View im Vorfeld in irgendeiner Form interessant aussehen zu lassen und letzten Endes für das einzige "aber.." gesorgt hat, wenn an so vielen Stellen über December 2 Dismember als schlechtesten Pay-Per-View aller Zeiten gesprochen wurde. Aus der Reunion zweier großartiger Tag Teams entstand aber etwas viel Größeres. Kurz vor Jahresende räumten die Hardyz und MNM noch gemeinsam mit zwei weiteren Smackdown-Teams den "Match of the Year"-Spot ab, bis man sie über den Januar hinweg zur wohl besten Crossbrand-Fehde, ja ich würde sagen, aller Zeiten bookte. In meinen Augen hat man alles richtig gemacht. Bei RAW hat man mit Jeff Hardy und Johnny Nitro eine erstklassige Geschichte um den Intercontinental Title aufgebaut, die eines schönen Cage-Matches bei New Years Revolution absolut würdig war. So makaber das klingen mag, aber dank seiner unangenehmen aber höchst spektakulären Verletzung, gelang es auch um Joey Mercury eine gute Geschichte mit Matt Hardy im blauen Brand aufzubauen. So schaffte man es, die wöchentlichen Shows um jeweils eine unterhaltsame 1-on-1-Story zu bereichern, hob die beiden guten Fehden bei den PPV's aber zu etwas Herausragendem. Etwas Ähnliches versuchte man ja vor zwei Jahren bereits mit den Brothers of Destruction, Gene Snitzky und Heidenreich - damals scheiterte man aber kläglich. Mit der Crossbrand-Tag-Team-Fehde zwischen MNM und den Hardyz kombinierten die Booker erstklassige Gimmicks, etablierte Stars und tolle In-Ring-Skills zu einer wunderbaren Geschichte, die man über drei Standorte verteilte und somit absolut optimal ausnutzte. Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass es den Bookern mit dieser Geschichte gelingen wird, bei WrestleMania einen Klassiker abzuliefern.

Es ist immer eine blöde Situation, wenn ein WrestleMania-Titelmatch zum Jahreswechsel bereits feststeht, sich der Champion aber in keiner wirklichen Fehde befindet. King-Booker-vs-Batista war nach einem unnötigen Tag-Team-Main-Event endgültig vorbei und Batista stand nun ohne Gegner da. Auch der Undertaker hatte sich erfolgreich Ken Kennedy's entledigt. Mit anderen Worten: Die beiden WrestleMania-Headliner waren absolut bereit für... WrestleMania. Halt nur 2 Monate zu früh. Das ist alles keine große Sache, so etwas gab es schon öfter in der Vergangenheit und Nutznießer solcher Situationen waren prominente Beispiele wie Mark Henry, Scott Steiner oder Hardcore Holly, die als Lückenfüller und Beschäftigung für die jeweiligen Champions bis hin zur WM-Fehde fungierten und als Gegenleistung Main-Event-Spots beim Royal Rumble erhielten. Man stand nun also wieder vor der selben Aufgabe, den Champ und seinen Contender zu beschäftigen. Doch diesmal ging man es anders an. Dieses Mal belohnte man keinen verdienten Veteranen mit einem unbedeutenden Spot. Batista musste sich nicht mit Tatanka oder Finlay rumschlagen. Man machte es dieses Mal besser. Durch die Beat-The-Clock-Challenge baute man einen Contender auf, ohne eine Fehde mit dem Champ aufbauen zu müssen. Durch Kennedy hat man exakt die Person gefunden, die genau das machen kann, was WWE benötigte, um die 2 Monate Ruhezeit perfekt zu überbrücken: Batista und den Undertaker zueinander führen. Kennedy hat sowohl ein Programm mit Batista als zuletzt auch eines mit dem Deadman. Er gewann die Challenge, in dem er eben diesen Deadman betrog und zog damit in die Schlacht mit Protagonist Nummer 2 Batista. Kennedy war nicht der übliche Royal-Rumble-Pausenclown. Man startete die WrestleMania Fehde, ohne sie wirklich anlaufen zu lassen. Dieses Vorhaben grenzt an Wahnsinn, aber es hat funktioniert. Entstanden ist eine Dreierfehde, bei der sich eigentlich immer nur zwei Seiten berühren - kein Wirkliches Dreieck, sondern eine Strecke mit 3 Knoten, wobei Kennedy die Mitte darstellt und der Taker und Batista die Außen. Was man jetzt nur noch tun muss, ist Mr. Kennedy langsam zu entfernen und man hat seinen Headliner. Genial.

Der ganze lanwierige Aufbau Umagas hatte nur ein einziges Ziel: Man wollte einen neuen frischen Gegner für John Cena. Es kam wie es kommen musste - Umaga zerstörte alles nur den Champ nicht und die Herausforderung konnte ausgesprochen werden. Zur Unterhaltung streute man noch den Ex-Ehemann-in-spe eines Unten-Ohne-Popstars in die Geschichte und streckte sie damit ein wenig. Bei New Years Revolution war es dann so weit und die Klasse, das Besondere, den Spirit dieser Fehde kann man mit zwei simplen Worten beschreiben: Old School. Der lupenreine un besiegbare Face und das böse zerstörerische Monster. Kein Luther-Reigns-Scheiß, kein Henry-Mist, kein Masterlock-Challange-Bullshit. Ein echtes Comicmonster und ein echter Comicheld im Kampf gegeneinander. Und was passierte: Die Fans bejubelten Cena. Das Match bei NYR war toll gebookt. Die Fehde bis zum Rumble schön weitererzählt und mit einem lauten Boooom beendet. Mein Gott, dass Cena am Ende gewinnt war doch klar. Dass man Umagas Monsterpush in dieser Form nicht über Jahrzehnte fortführen wird, war ebenso klar. Umaga war von Anfang an ein Masthähnchen. Er wurde großgefüttert, um später gegessen zu werden. Unterm Strich gesehen hat man mit der Cena-Umaga-Fehde eine der interessantesten WWE-Title-Fehden der letzten Monate präsentiert, die dazu auch noch erfrischend anders war. Und - man hat Cena auf einen noch höheren Podest gehoben, von dem es viel doller wehtut, wenn er mit einer krachenden Sweet Chin Music in den Abgrund gestoßen wird!


Schlechteste Storylines und Fehden
1. Benoit v. Chavo
2. Lashley v. Test
3. Carlito v. Masters

Wo gehobelt wird fallen Späne. So ist das nunmal. Wo man viel Zeit in tolle Geschichten investiert, bleibt halt oftmals nicht viel Platz, um sich um alles zu kümmern. Daher ist es zwar bedauerlich, aber entschuldbar, dass die Fehde zwischen Chavo Guerrero und Chris Benoit immernoch läuft. Sehr bedauerlich und ein Stück weit entschuldbar. Absolut bedauerlich. Und im weitesten Sinne auch ein bißchen, wenn man sehr verständnisvoll ist, ein klitzekleines bißchen entschuldbar. In erster Linie aber zum Kotzen bedauerlich. Chavo verliert bei jeder sich bietender Gelegenheit und wird weiterhin als Herausforderer auf den US-Title dargestellt. Wäre doch wenigstens die Rahmengeschichte ein Schmaus - aber nein, sie ist es nicht. "Rambo" brauch keine Geschichte - der rockt auch so. Bei "Sixth Sense" passiert nicht viel, aber die Story ist genial. Die Fehde zwischen Chavo und Benoit ist aber etwa so spannend wie "Bowling for Columbine" ohne Geschichte oder "Tomb Rader" ohne Angelina Jolie. Gerade Benoit hat so sehr viel mehr verdient. Da gibt es einen Finlay, da gibt es einen MVP und auch noch - so hört mich und die vielen anderen Stimmen - die Möglichkeit den Crippler Heel turnen zu lassen. Naja und auch Chavo ist kein schlechter. Und auch er hätte es langsam mal verdient, aus dem Schatten seines Onkels zu treten und Storylines und/oder Gimmicks zu erhalten, die nicht auf dessen tragischem Tod beruhen.

Bisher hab ich die ECW ja vollkommen vergessen. Obwohl - bisher gings ja auch nur um Storylines und wie wir alle wissen, ist das ja nicht unbedingt die erklärte Stärke des extremen Brands. Aber immerhin eine hab ich noch gefunden und will sie hier nennen. Es ist dabei mehr oder weniger Zufall, dass sie mir an genau der Stelle einfällt, an die sie auch gehört - nämlich zu den miesen Storylines. Aber wenigstens ist es eine. Genug des Zynismus, kommen wir zur Erklärung, warum Lashley-vs-Test nicht in die Kategorie der guten Geschichten zählt - für diejenigen, die eine Erklärung überhaupt benötigen. Der Rest kann an dieser Stelle direkt zu den Kollegen Masters und Carlito übergehen, weil ich denen hier eh nichts erzähle, was sie nicht schon längst wussten.
Gut.
Dann wären wir jetzt also unter uns.
Nur ich und die letzten übriggeliebenen ECW-Fans. Somit dürfte dieser Textabschnitt der wohl sicherste Ort auf der Welt sein, um meine Kontoverbindungen, meine brisantesten Passwörter, die Namen und Adressen meiner unehelichen Kinder und meine Stasi-Akte aufzubewahren. Hier kann ich Frauenkleider tragen, ohne das jemand Fragen stellt. Hier kann ich in meiner ausgedachten Fantasie-Sprache schreiben, ohne dass es jemanden stört. Knert vuljumgetrug alkuni bilihili, samekugafitz kelt simo Schweinebraten. Und was ich schon immer mal sagen wollte, aber mich nie öffentlich getraut habe: Schorschi - Du müffelst! Auf Wiedersehen liebe ECW-Fans, wir sehen uns beim nächsten Treffen der anonymen Extremisten.

Vor gut einem Jahr zählten Chris Masters und Carlito Carribean Cool zu den besten auftrebenden Heels des RAW-Kaders und teamten sogar zusammen. Bei WrestleMania stellte man sie als ultimative Herausforderer auf die Tag Team Title der schier unbesiegbaren Champions Big Show und Kane dar (aber da waren erst ein paar Cheerleadern nötig, um sie zu stürzen). Es folgte das Programm, dass zu erwarten war - man splittete die beiden und turnte den mit dem größeren Face-Potential zum Publikumsliebling. Wir hatten Carlito-vs-Chris-Masters und haben es, zumindest soweit es mich angeht, absolut genossen. Dann aber kam Vince McMahon auf die bahnbrechende Idee, das Sports-Entertainment durch seine neue Drogenpolitik zu revolutionieren. Während Randy Orton als Opfer eben dieser mit einem Eintrag ins Klassenbuch relativ glimpflich davon kam, erwischte es Chris Masters etwas heftiger. Er musste 30 Tage unbezahlt pausieren - er musste zurück in die Development-Abteilung - er musste sich ein Porno-Bärtchen wachsen lassen - und das Schlimmste von Allem: er musste die Finger von seinen Präparaten lassen! Die tolle Story um das zerbrochene Team war also erstmal dahin. Nun, einige Zeit später war Masters wieder da und man startete die Fehde um ihn und Carlito erneut. Dumm nur, dass Masters und Carlito fernab jeglichen Pushes und jeglicher TV-relevanten Aufmerksamkeit heute nur noch ein Schatten derer Personen sind, die uns damals mit einer tollen Fehde unterhalten haben. Carlito hat sich unheimlich weiterentwickelt, klar, und auch Masters hat nichts von seinem Charisma und seinem Talent eingebüßt - aber die Tage, an denen man die beiden aufgrund dieser Voraussetzungen stark darstellt sind vorbei. So auch mein Interesse an der Fehde der beiden.

Das Schlusslicht in dieser Kategorie dürfte eindeutig klar sein. Zwischen RAW und Smackdown wird es eng. Die Tatsache, dass man der MNM/Hardy-Story bei RAW den etwas größeren Fokus verleiht und man da noch den Abschluss der tollen RKO/dX Fehde zu sehen bekam, geht der höchste Podiumsplatz an die Montagsmaler.


Bestes Gimmick
1. Mr Kennedy
2. the Miz
3. Deuce & Domino

…und es hat Zoom gemacht. Der Knoten ist geplatzt. Aus einem viel versprechenden Heel namens Ken Kennedy ist im vergangenen Monat ein Star geworden. Er hat die nächste Ebene erreicht und das obwohl er seinen ersten Main Event Spot bei einem großen PPV verlor. Sein Aufbau bis hin zum Titelmatch beim Royal Rumble war großartig gebookt. Anfangs sah der Smackdown-Sprint wie eine weitere Möglichkeit aus, schnell ohne große Storyline einen neuen Herausforderer auf den World Title zu finden. Durch das schöne Booking hat man es aber geschafft, Kennedy innerhalb von nur zwei Smackdown-Shows als raffinierten und gleichsam glaubwürdigen Gegner zu präsentieren. Während andere gegen weniger große Namen antraten, hatte es Mr Kennedy mit dem US Champ Chris Benoit zu tun - und legte mit einem Sieg über ihn die Bestzeit des ersten Tages fest. Sein größter Konkurrent - der Undertaker - hatte lediglich the Miz zu zerstören. Kennedy war intelligent, Kennedy war arrogant, Kennedy war auf sein Ziel fixiert - und auf einmal war durch diesen Aufbau beim Rumble alles möglich. Auch an den Fans ist der Eintritt in die nächste Evolutionstufe nicht vorbei gegangen und so kam es wie es kommen musste: In Chants hieß es „Ken-ne-dy. Ken-ne-dy. Ken-ne-dy.“

Keinen Schreck bekommen bitte. Ich liste the Miz an Stelle 2 der besten Gimmicks auf. Kein Versehen. Aber um es klar zu stellen: Dieser Typ kotzt mich an. Dieser Typ nervt wie ich es seit Shelton‘s Momma nicht mehr empfunden habe, es überkommt mich bei jedem Auftritt den er absolviert. Hoo-Rah. Oh, mein Gott, nichts macht Sinn, was Mizanin tut, nichts ist in irgendeiner Weise toll, cool oder auch nur im entferntesten Okay. Selbst JBL, der im Kommentar eigentlich immer auf Seiten der Heels steht, drückt seinen Hass gegenüber dieser Person aus, wenn er nur irgendwie kann. Nach einer Miz-Promo bei Armageddon beispielsweise kommentierte Layfield die Unterbrechung des Boogeyman mit den Worten „First time in my life I’m happy to see the Boogeyman!“. Also, fürs Protokoll: Mike Mizanin ist schrecklich, er ist nervtötend und absolut… Bah. Und er steht in der Liste der schlechtesten Gimmicks aus nur einem Grund: Schrecklich zu sein, nervtötend zu sein, absolut… Bah zu sein - das ist sein Gimmick. Das ist Absicht. Genau diese Rolle soll er spielen und das tut er (wobei ich denke, dass er sich tatsächlich nicht wirklich groß verstellen muss) nun mal unheimlich gut. Und genau dadurch hat er seinen Platz bei WWE gefunden und ist jetzt schon etablierter als alle Tough Enough Teilnehmer vor ihm - mit Ausnahme eben dieses Boogeymans und Johnny Nitros natürlich. Ich hasse den Typ - also: Ziel erreicht, Gimmick funktioniert.

Vielleicht ist es zu diesem Zeitpunkt etwas früh, Deuce und Domino hier zu nennen und vielleicht hätten es ein gut aufgebauter John Cena, ein toll inszenierter Undertaker oder ein wiederauferstandener Shawn Michaels mehr verdient in dieser Gimmickrubrik genannt zu werden. Aber eigentlich ist es doch die Midcard, die von Gimmicks lebt. Eigentlich sind es doch Figuren wie Carlito, der Boogeyman oder in der Vergangenheit Goldust und Mantaur (war nur Spaß), die Midcard-Fehden so unheimlich interessant machen. Oftmals sind solche Gimmicks aber lieblos dahingeklatscht, wie es in den 90ern oft der Fall war. Heutzutage ist das aber anders. Und genau diese Tatsache will ich am Beispiel von Deuce und Domino zelebrieren. Die Smoking Gunns waren Cowboys - 08/15, Hüte, Jeans und Schießeisen. Lance Cade, Trevor Murdoch und Jimmy Wang Yang hingegen haben viel mehr Facetten und stellen das selbe Gimmick viel glaubwürdiger, unterhaltsamer uns somit erfolgreicher dar. Papa Shango schneidet im Vergleich zum Boogeyman genauso schlecht ab wie der Narcissist zu Chris Masters. Und eben wie auch Billy Gunn als Rock-a-Billy zum Team aus Deuce und Domino. Mir gefällt dieses erfrischend andere. Die Musik beim Einmarsch, die dezente schauspielerische Umsetzung der Charaktere und die kleinen detailverliebten Zusätze wie zum Beispiel die rollschuhfahrende Begleiterin. Es ist einfach erfrischend zu sehen, das Tag Team Wrestling bei WWE wieder so etwas wie einen Stellenwert genießt.


Schlechtestes Gimmick
1. Bobby Lashley
2. Kenny Dykstra
3. the Sandman

Ich muss mich zwingen, die ECW nicht zu vergessen. Aber genau an dieser Stelle passt es natürlich wieder wie Arsch auf Eimer. Anlaufschwierigkeiten hatte die ECW, das ist doch auch eigentlich gar nicht verwerflich. Das Produkt konnte bei den verwöhnten und sehr speziellen Fans eigentlich nur anecken, aber trotzdem zog man weiterhin sein Ding durch und versuchte Stil in die 60-Minuten-Show zu bekommen. Mit RVD hatte man einen Headliner, mit Big Show baute man sich einen tollen Gegenpart auf, der schließlich zu den glaubwürdigsten Heel-Champs der letzten Jahre zählte. Dann kam December 2 Dismember. Es ist eigentlich schade, dass dieser grauenvolle PPV nicht den mehr bekannten Namen „November to Remember“ trug, denn dann wäre der Spielraum für blöde Wortspiele à la „An dieses Debakel wird man sich tatsächlich erinnern“ viel größer. Nun Gut. D2D also, man bespuckte die Elimination Chamber und präsentierte das neue Gesicht der Extreme: Bobby Lashley. Unextremer geht’s eigentlich gar nicht und es ist nur eine Frage der Zeit, bis man Lashley trotz seines Facecharakters in bester Cena-Manier aus jeder Halle buht. Im Match standen noch Test, RVD, Holly und Punk - alles vier Männer, die es in der neuen ECW wenigstens schon zu etwas gebracht hatten und bei denen der Titel um Weiten besser aufgehoben wäre. Für Lashley ist das zwar sein erster wirklicher Main Event Run - helfen wird der ihm und seiner Karriere aber mit Sicherheit nicht.

Au Backe. Wie blöd ich Kenny Dykstra finde. Das ganze Ende der Spirit Squad war dermaßen dämlich, dass Dykstra eigentlich nur als konsequente Weiterführung anzusehen ist. Man splittet die Squad, sondert ein Mitglied ab und lässt die restlichen Vier verschwinden!? Warum zum Geier hat man nicht zumindest noch einen zweiten übernommen und diesen als Face gegen Kenny fehden lassen. Eine kleine Geschichte mit Johnny wurde ja sogar in den Shows angedeutet - und nun mal ehrlich, niemand kann mir erzählen, dass es Ken Doane auf Grundlage irgend einer wrestlingrelevanten Disziplin mehr verdient hat einen Singles-Push zu bekommen als Johnny Jeter. Jeter hat mehr Charisma, Jeter kämpft besser und ist besser am Mic. Jeter ist erfahrener, sympathischer und einfach absolut besser in allen Belangen als Doane bzw. Dykstra. Es ist eine Farce, dass man diesen Bengel dann auch noch in eine Fehde mit dem Nature Boy steckt und ihn bei einem PPV gegen diesen gewinnen lässt. Seinen Mangel an Ringerfahrung merkte man Dykstra bei fast jeder Aktion im NYR-Match an. Zwar sellte er den Figure4 grandios, legte dafür aber den wohl miesesten Bosten Crab ab, den ich jemals gesehen habe. Vielleicht wollte er Flairs Rücken damit schonen, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich seinen Push und sein Null-Gimmick absolut überflüssig halte in einer Welt, in der Rob Conway und Val Venis bei Heat versauern.

Wie kann man bei einem dermaßen klar strukturierten Charakter wie dem des Sandmans mit dem Aufbau schöner Storylines und Matchpaarungen dermaßen überfordert sein? Es ist unverständlich, was man bei der ECW mit dem großartigen Sandman anstellt. Man baut eine schöne Story mit Matt Striker auf und lässt sie abrupt zwei Wochen vor dem D2D-PPV enden, anstatt den beiden einen viel versprechenden Extreme-Rules-Spot auf einer großen Bühne zu gewähren. Danach - nichts mehr. Ein bißchen Blödsinns-Booking mit Elijah Burke und ein erniedrigender Auftritt beim Royal Rumble. Für Ideenlosigkeit hab ich ja noch ein bißchen Verständnis, wenn es sich bei den Personen um wenig auffallende Charaktere handelt, bei denen halt intensiv Geschichten geschrieben werden müssen, um sie in Storylines involvieren zu können. Aber der Sandman begründet doch jegliche Fehde allein durch seinen gradlinigen Charakter. Mit ihm könnte wahrscheinlich sogar Dusty Rhodes eine sinnvolle Storyline auf die Beine stellen. Stattdessen beschränkt man sich, ihn das machen zu lassen, was bei den Fans gut ankommt und minimalen Bookingaufwand benötigt: Man lässt ihn seinen Einmarsch absolvieren. Was dann kommt ist immer das selbe: Ein Squash durch Bruke, eine Elimination im Rumble noch während seine Musik läuft - also auf Deutsch: Eine Demontage seiner selbst.

Schlusslich in dieser Kategorie muss natürlich wieder einmal die ECW sein. Eine Auflistung derer Personen, bei denen es gelinde gesprochen momentan gimmickmäßig „nicht gerade optimal läuft“ würde den Rahmen sprengen und ist außerdem auch im Internet auf ECW.com hinter dem Menüpunkt „Extremists“ schön grafisch in Vollständigkeit aufgelistet. Die Goldmedaille gebe ich an Smackdown, weil hier viel Erfrischendes zu sehen war, während RAW zwar auch nicht schlecht war, aber mehr durch Bekanntes zu überzeugen wusste.


Wrestler des Monats
1. Undertaker
2. John Cena
3. Shawn Michaels

Traditionell nenne ich in der Januar-Ausgabe den Royal-Rumble-Sieger an erster Stelle dieser Rubrik. Ob dies nun tatsächlich der Anfang vom Ende des Undertakers war - man weiß es nicht, es ist dann doch nur alles Spekulation. Im Endeffekt ist es zum jetzigen Zeitpunkt auch erstmal noch egal. In den Wochen vor dem Rumble baute man den Taker bereits in eine wunderschöne Dreiecks-Geschichte mit Batista und Kennedy ein und ließ ihn den Sprint verlieren ohne ihn dabei schwach aussehen zu lassen. Beim Rumble trat er als Nummer 30 in den Ring, was uns vor dem bekannten „der Taker zerstört alles und jeden“-Quatsch bewahrte. Man stellte ihn somit viel gelungener als Person dar, die mit dem Ziel in das Match gegangen ist, dieses zu gewinnen und sich damit das zu holen, um das sie zuvor betrogen wurde. Nach dem Match war er besonnen und voller Respekt der Nummer 2 gegenüber und verabschiedete sich lässig und ohne großes Trara von seinen Fans. Für den Undertaker war der Sieg des Rumbles noch nicht das Ziel, es war lediglich ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg dorthin. Ich lehne mich weit aus dem Fenster und bezeichne den vergangenen Monat als den wohl besten Monat des Deadmans seit seinem Deadman-Comeback. Alles ist möglich und ich bezweifle nicht mit einem Gedanken die Tatsache, dass er WrestleMania rocken wird - mit welchem Ergebnis auch immer.

Vor einem Jahr war John Cena WWE-Champion und jeder hat ihn dafür gehasst. Heute ist John Cena WWE-Champion und viele die ihn zuvor hassten, haben es nun akzeptiert. Nicht weil „Gleichgültigkeit“ eine der Phasen der Entrüstung darstellt, sondern weil man nun endlich verstanden hat, worum es beim Cena-Charakter geht. Die Siege über Umaga gehörten dabei genauso dazu wie alles andere zuvor, nur dass man sich diesmal Mühe dabei gab, John Cena eben nicht als „Superman“ darzustellen. Ich weiß auch, dass es mal „in“ war, Cena zu bashen und Worte wie Superman damals zum guten Ton gehörten. Leute, die das heute immer noch unbegründet oder falsch begründet tun, kann ich aber leider nicht mehr ernst nehmen. An der Bashing-Front war ich immer Vorne mit dabei und auch heute bin ich noch kein Fan unseres WWE Champions, aber er ist mittlerweile das, was ein Champion sein sollte: Glaubhaft. Er hat seine Fans, er hat seine Hasser. Er hat bewiesen, dass er besser am Mic ist als 90% seiner Kollegen und hat gerade in diesem Monat bewiesen, was er mit den richtigen Gegnern und ein bißchen Zeit für großartige Kämpfe auf die Beine stellen kann. Ich breche eine Lanze für John Cena. Er hat es sich nun wirklich verdient, bei der größten Show im Sports Entertainment von Shawn Michaels auf die Fresse zu kriegen.

Was für eine Überleitung. Irgendwie ist Shawns Rolle momentan eine sehr tragische. Eigentlich spielte er die letzten Monate immer die Zweite Geige hinter Triple H, er war halt dabei, er war halt Teil der dX. Jetzt auf einmal ist Hunter von heute auf morgen raus und alles lastet plötzlich wieder auf Shawn - und das, wo er doch eigentlich schon lange von einer Auszeit träumte. Was er daraus machte, war großartig - der Showstopper ist zurück, das Icon ist wieder da, der Main Event rockt erneut die Show. Ansätze eines Tweener-Status, bei dem Shawn nichts heilig ist, er Stopp vor nichts und niemandem macht. Und dann natürlich der ultimative Satz: „5 time WWE Champion - that sounds interesting to me.“ Shawn Michaels ist wieder im Spiel und hat sowohl beim Royal Rumble als auch bei den RAW Shows zuvor absolut geherrscht. Der Ausfall von Triple H ist absolut ärgerlich und ich wünsche ihm eine rasche und wenig schmerzvolle Genesung - der Heartbreak Kid ist aber nun im WrestleMania-Main-Event-Spot gelandet und das gefällt mir um Weiten besser als die Neuauflage vom letzten Jahr. Ich gönne Michaels seine Pause, aber erst nachdem er der Welt noch einmal bewiesen hat, warum er an so vielen Stellen als der Beste seiner Zeit beschrieben wird.

RAW hat weiterhin ein sehr starkes Roster, was auch einen Ausfall HHH‘s durchaus verschmerzen kann. Smackdown beweist aber auch immer mehr, dass man mit ihren Mannen überzeugen kann und es möglich ist, neue Stars damit zu produzieren. Es fällt mir daher wieder schwer und ich entscheide mich letztlich für den blauen Brand aufgrund der tollen Aufbauarbeit von Stars wie MVP oder Kennedy und Beachtung von Männern wie den Hooligans, William Regal oder Greg Helms. Schlusslicht - same procedure as every year, James.


Matches und PPV-Tops
1. Royal Rumble Match
2. Cena v Umaga /Royal Rumble
3. Cena v Umaga /New Years Revolution

Im Januar gehört nur ein Match an die Spitze und es ist ein Skandal, dass es uns im letzten Jahr vergönnt wurde, es hier zu nennen. Noch schlimmer - der letztjährige Januar zwang mich sogar auf die Velocity-Shows auszuweichen, um drei schöne Kämpfe für diese Auflistung zu finden. Aber genug der Nostalgie - das Royal Rumble Match 2007 war lebendiger Rock and Roll. Das Finale zwischen dem Undertaker und Shawn Michaels gehörte zum wohl spannendsten was ich in den vergangenen Jahren gesehen habe und auch der Rest der Battle Royal überzeugte auf ganzer Linie - bis auf die Darstellung der ECW, aber warum soll man auch falsche Tatsachen vortäuschen. Der Rumble hat einen würdigen Sieger und einen würdigen Zweiten gefunden. Er hat der tollen RKO/dX-Fehde ein Ende und einer viel versprechenden Booker/Kane-Fehde einen Anfang bereitet und war endlich wieder eines Royal Rumbles würdig. Ganz Große Show!

Was uns John Cena und Umaga beim Rumble im Last Man Standing Match zeigten, schien wie ein Kampf auf Leben und Tod. Brutal erzähltes Match, toll gebookt und voller Überraschungen. Ich habe vor dem Match absolut daran gezweifelt, wie man Umaga glaubwürdig in einem Last Man Standing Match verlieren lassen will und hab bei jedem Schlag mit der Ringtreppe mit einem Dulli-08/15-Ende gerechnet. Aber man verwöhnte uns. Man verwöhnte uns mit einer ganzen Reihe nie da gewesener Aktionen und einem beispiellos großartig erzählten Fight zwischen hochkonzentrierten Männern, die ihr Ziel klar vor Augen hielten. Ich schreibe dieses Match sofort auf meine Liste der „Match of the Year“-Kandidaten und bin begeistert von der Tatsache, dass man Umaga und John Cena Zeit und Ideen geschenkt hat, um sich vor großem Publikum zu beweisen. Und sie haben ihre Bürgen nicht enttäuscht!

Ich hab erst überlegt, ob ich ein und dieselbe Paarung tatsächlich zwei Mal nenne - aber alles andere ist mir am Ende unfair erschienen. Besser hätte die erste Niederlage Umagas in meinen Augen nicht aussehen können als im Match gegen John Cena bei New Years Revolution. Man hat den Samoan Bulldozer absolut dominant dargestellt, Cena dabei aber nicht zu überfordert wirken lassen und am Ende mit dem schnellen toll durchgeführten Einroller die perfekte Matchentscheidung gefunden. Perfekt für die Weiterführung der Fehde und perfekt für das Ende der Siegesserie Umagas. Ein bißchen lächerlich erschienen die missglückten Versuche Cena‘s Umaga zum FU anzuheben, gerade weil ihm dies stets spielend mit Big Show gelang, aber dennoch bot man uns bei NYR ein von beiden Protagonisten hervorragend erzähltes Match. Ich würde mich freuen, wenn wir Umaga noch länger in großen Matches, in Main Events bewundern dürfen. Bei Cena muss ich mir da wohl keine Gedanken machen…

RAW bekommt die 2 Punkte in Sachen Matches, weil sie durch die größere PPV-Präsenz natürlich auch eine viel größere Plattform hatten, sich gut zu präsentieren. Smackdown folgt mit einem Punkt und die ECW bekommt nüscht.


Das Überflüssigste zum Schluss
1. die Entlassung von Tony Mamaluke
2. WWE Bashing, einfach aus Gewohnheit
3. Donald Trump

Zunächst fand ich die Entlassung von Mamaluke einfach nur schade - genau wie die Entlassungen von Männern wie Terkay oder Anderson, von denen ich liebend gerne noch mehr gesehen hätte. Als ich dann aber las, dass man Tony tatsächlich einen Underdog-Push verpassen wollte, ihm TV Time geben und ihn in Storylines involvieren wollte - Vinnie Mac aber dagegen war, da ist mir beinahe die Hutschnur geplatzt. Wann lernt man denn endlich? Warum müssen junge Talente für die Ideenlosigkeit und Unflexibilität eines alten Mannes büßen?

WWE Bashing scheint ja irgendwie zu einem Trend geworden zu sein. Selbst mir, als gestandenem Befürworter des Mainstream und bekennendem Fan der Liga fiel es schwer noch Gute Worte über so manches zum Ende des letzten Jahres zu finden. Kritik war daher okay. Etwas aber einfach weiter zu kritisieren, tolle Leistungen nicht anzuerkennen, schönes Booking und tolle Shows einfach zu ignorieren - nur um weiter bashen zu können, weil es irgendwann mal zum Chic gehörte, dafür hab ich kein Verständnis. Ich bin WWE Fan - und wenn es eines December 2 Dismember Desasters nötig war, dass man bei WWE wach wurde und zur Entschädigung wieder gute Shows zeigt, dann hab ich gerne 15 Euro in den ECW Event investiert.

Es scheint nun offiziell: Wir sehen eine Storyline zwischen dem Chairman und Donald Trump, die unweigerlich bei WrestleMania enden wird. Ich habe irgendwie das beunruhigende Gefühl, dass mir das nicht gefallen wird.


Unterm Strich
1. RAW / Smackdown jeweils 6 Punkte
3. ECW ziemlich genau 0 Punkte

Vielleicht hab ich die ECW etwas zu doll rangenommen, aber dadurch wollte ich eigentlich nur meine Enttäuschung darüber ausdrücken, wie mit ihr in den vergangenen Wochen umgegangen wurde. Lange hab ich noch an sie geglaubt, aber heute ertapp ich mich selbst schon dabei, kein großes Interesse mehr an der Show zu haben. Betrachtet man die WWE-Shows aber im Gesamten, betrachtet man auch die RAW-, Heat- und Smackdown-Sendungen und vor allem zwei absolut tolle PPV‘s in diesem Monat, dann kann ich wohl ohne rot zu werden von einem der besten WWE-Monate seit langer Zeit sprechen. Es scheint wirklich aufwärts zu gehen und diese Tatsache erfüllt mich mit großer Freude. Wenn ihr mich fragt, hat Vince den Knopf gefunden, den ich einleitend beschrieben habe - und er hat funktioniert!
Ich wünsche Euch allen viel Spaß im Februar, genießt die Road to WrestleMania und habt eine schöne Zeit!

Bis denn,

Euer Ben